Eine Rundfahrt mit dem MS Limmat im Sept. 14

Apéro auf dem Oberdeck

Text Carmen Wili - Fotos Stefano Butti, Barbara Pastore


Ein wunderbarer Herbsttag Mitte September. Stefano hat mich auf die grosse Rundfahrt mit dem MS Limmat eingeladen. Ich schlage meiner Freundin, Baba, vor mitzukommen statt dass wir sonst irgendwo den geplanten Apero geniessen. ‚Cool!’, kommentiert sie per SMS.

Ich bin bereits um 15 Uhr am Bürkliplatz und lasse die imposante 56-jährige MS Limmat auf mich wirken. Das Schiff erscheint gross und stark. Weit weg und klein winkt mir Stefano zu und erläutert mir einige Daten: Das Schiff wiegt rund 300 Tonnen und kann 700 Passagiere fassen. Ich werde durch den Maschinenraum geführt und der Crew vorgestellt, bestaune die Trinkwasser-Aufbereitungsanlage, den Schiffantrieb sowie die überaus grosse Küche. Nach einem Blick auf die Generatoren und die elektronisch gesteuerte Stromversorgung der „Limmat“ flaniere ich durch die erste Klasse im Oberdeck und darf schlussendlich entzückt die steile Leiter zum Reich des Kapitäns hochsteigen. Als ein für mich definitiv atemberaubender Moment empfinde ich das Gefühl auf der Kommandobrücke, die einen Ausblick bietet der mich einen Moment lang wirklich gross und gleichzeitig ganz klein fühlen lässt. Auch das Steuerhaus ist keineswegs ein kleines Kabäuschen, sondern ein wahrlich grossräumiger Salon! Baba und ich nennen das Kapitäns-Deck nur noch VIP-Deck. Wir fühlen uns tatsächlich etwas VIP den Vierkant-Schlüssel, der die Türe nach oben öffnet, in der Tasche zwischen dem Erstklass- und VIP-Deck zirkulieren zu dürfen.

Um 15.30 Uhr legen wir pünktlich ab. Stefano lässt genüsslich das stolze Horn ertönen dessen Echo gewaltig zurückhallt. Er dreht das Schiff rückwärts ab und nimmt Kurs Richtung Thalwil auf.

Baba und ich sitzen gemütlich auf dem 1.Klasse Sonnendeck und bestellen beim sympathischen Jüngling der Zürichsee Gastro einen halben Riesling Sylvaner. Ich staune über den kaum wahrnehmbaren Motor des Schiffs. Schon bald leisten wir Stefano oben im Steuerhaus Gesellschaft. Baba bestaunt von der Brücke aus das Anlegemanöver in Thalwil. Gleichzeitig winken wir Franz zu, der uns mit dem MS Mönchhof kreuzt. Ich erwähne Stefano gegenüber, dass wir ihm keineswegs zu lange am Rockzipfel hängen wollen. Wir planen in Horgen oder bei der Halbinsel Au auszusteigen. Unser Kapitän rät uns jedoch besser in Stäfa auszusteigen, da wir dort gleich ein Schiff zurück nach Zürich nehmen könnten. Wir wechseln mal wieder in die 1.Klasse und geniessen die herrliche Stimmung mit wenigen Passagieren an Bord und bestellen schon bald einen weiteren Halben Stäfner Räuschling. Es gibt viel Interessantes zu sehen. Da nähert sich zum Beispiel das 100-jährige Dampfschiff Stadt Rapperswil oder die teuerste Schafsweide am Zürichsee, diejenige von Hans aus Herrliberg, zieht am Ufer vorbei. Ich erkläre Baba das Erkennungs-Merkmal des alten DS Stadt Rapperswil mit dem gekreuzten Mast, der auf das katholische Rapperswil hinweist; im Gegensatz zum zwinglianischen DS Stadt Zürich, das nur einen einfachen Mast in den Himmel streckt. Wir beschliessen bis Stäfa zu fahren und Stefano zeigt uns bei der Halbinsel Au diverse Untiefen.

Kurz vor Stäfa rufe ich dem Kapitän der Bordwand entlang zu, dass wir nun doch beschlossen haben bis nach Rapperswil mitzufahren. Je näher bei Rapperswil desto zauberhafter präsentiert sich die Abendstimmung. Fast greifbar nahe erscheinen die Sonnenstrahlen, die sich durch die Wolkenlücken behaupten. In Rapperswil gibt’s eine kleine Pause, und kurz vor dem Ablegen schlägt Baba vor nochmals zum ‚Captain my Captain’, wie sie Stefano wiederholt nennt, hinauf zu gehen. So wird’s gemacht und unserem ‚Captain’ teilen wir gleich mit, dass wir nun vorhaben das volle Rundfahrts-Programm bis nach Zürich mit zu erleben. Auf diesen Beschluss hin bestellen wir natürlich einen weiteren Halben – diesmal ein Chardonnay, und wir scherzen eine Runde mit dem schönen Kellner, der uns auf der ganzen Fahrt souverän betreut. Kurz vor Wädenswil entdecke ich am Ufer ein rot-weisses Schiff. Ich vermute stark, dass es sich um das MS Gambrinus handelt, welches ich am Hafenfest Rapperswil im vergangenen Mai bewundern durfte. Wieder rufe ich fragend der Bordwand entlang zur Brücke hinauf ob dem so sei, was vom Kapitän bestätigt wird. Die Abenddämmerung ist herrlich. Wir spüren eine langsam aufkommende Partystimmung. Und als wir uns später ein letztes Mal zu Stefano auf die Kommandobrücke gesellen, ertönt prompt aus seinem Radio beschwingende Tanzmusik. Wir bestellen unten ein letztes Abschieds-Gläschen Rosé und es lockt uns tatsächlich am Bürkliplatz direkt ins Party-Leben weiter zu ziehen.

Doch schlussendlich empfinden wir die intensiv erlebte, besinnliche und beschwingte Rundfahrt mit dem ehrwürdigen MS Limmat als feierlich genug, und ziehen äusserst zufrieden und glücklich nach Hause.